„Darum lasst uns nicht mehr einer den anderen richten;
sondern richtet vielmehr darauf euren Sinn, dass niemand seinem Bruder einen Anstoß oder Ärgernis bereite.“
Nicht nur im Deutschen, sondern auch im Griechischen Original steht zweimal das Wort für „richten“. Allerdings hat es in den zwei Halbsätzen unterschiedliche Bedeutung. Zuerst ist vom Richten als Verurteilen und Bewerten die Rede. Im zweiten Satz bedeutet Richten eher Ausrichten und Fokussieren.
Paulus ermahnt seine Leser den Nächsten nicht mehr zu richten und zu verurteilen. Wir sollen kein endgültiges Urteil über einen anderen Menschen fällen. Wir sind nicht die Richter, die alles überschauen können und die, die Umstände und Motive eines jeden Menschen kennen. Daher verbietet es sich, andere Leute abzuurteilen. Wer den Nächsten richtet, sieht immer nur das Böse im Mitmenschen.
Aber wie kann man sein Urteil zurücknehmen? Wie kann man seine Meinung über einen anderen Menschen ändern?
Dies geschieht, indem man sich gedanklich neu ausrichtet. Wir sollen darauf ausgerichtet sein, über das Gute nachzudenken, was wir anderen Menschen bereiten können. Es geht darum, vom Kritisieren zum Fördern zu kommen. Wir sollten uns eher selbst hinterfragen, wo wir dem Nächsten zum Ärgernis werden und dann uns neu überlegen, wie wir selbst nicht mehr zum Stein des Anstoßes werden. Wie wir andere nicht mehr provozieren, sondern helfen. Dies ist eine aktive Handlung. Wir wollen bewusst darüber nachdenken, wie wir helfen und unterstützen können. Dann wird sich auch mein Denken über den Nächsten zum Positiven verändern und wir werden anfangen, auch das Gute im Mitmenschen zu sehen.