Zurechtweisen und vergeben

Mi., 13.11.2019 • 18:24 | Stefan Kiene

„Sündigt aber dein Bruder an dir, so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du einen Bruder gewonnen.“

„Da trat Petrus zu ihm (Jesus) und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Genügt es siebenmal?“

Matthäus 18,25 und 21

Viele Menschen meinen, dass man als Christ alles widerspruchslos ertragen und  alles vergeben müsse. Man denkt, dass sich ein guter Christ ohne zu murren ausnutzen lassen solle und jede Ungerechtigkeit über sich ergehen lassen müsse.

In diesem Text fordert Jesus Petrus tatsächlich auf, einem sündigen Bruder unendlich oft zu vergeben. Wir sehen aber im Kontext noch einen anderen Hinweis.

Vergebung schließt ein offenes Gespräch nicht aus.
Jesus ermutigt uns, auf den zuzugehen, der an uns schuldig geworden ist. Es geht also nicht um ein stilles Ertragen, sondern ein ehrliches Ansprechen des Problems.

Vergebung erwartet Veränderung
Manchmal denkt man, dass stille Vergebung dem anderen in seinem sündhaften Leben nicht nur ein Zeichen der Toleranz, sondern sogar der Ermutigung zu weiterem, sündigen Handeln ist. Eine offene Aussprache ermutigt aber nicht zu weiteren Sünden, sondern zeigt Fehlverhalten auf und ermahnt zur Umkehr von  den Süden. Vergebung heißt nicht, dass ich Sünde absegne.

Vergebung schließt Zurechtweisung nicht aus
Im Gegenteil, Jesus ermutigt uns, das Fehlverhalten anzusprechen. Nimmt der Sünder die Ermahnung nicht an, soll man weitere Verantwortliche hinzuholen.

Vergebung beinhaltet Gemeindezucht
Wenn alles nichts hilft und der Sünder in seinem sündigen Tun verharrt, soll er eine Zeitlang aus der Gemeinde ausgeschlossen werden.

„Weise ihn zurecht; und wenn er es bereut, vergib ihm.“

Lukas 17,3 und 4

Vergebung lässt Reue nicht außen vor
Ich muss nicht klaglos alles von einem Peiniger ertragen, sondern darf nach der Aussprache auch Einsicht und Reue von meinem Gegenüber erwarten.

Fazit: Wir dürfen jeden Sünder ansprechen und auf das Vergehen hinweisen, Beistand der Gemeinde einfordern, zurechtweisen, Veränderung erwarten und Reue erhoffen. Aber am Ende müssen wir unserem Sünder vergeben, so wie Gott auch uns vergeben hat.