„Ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das widersteht dem Gesetz in meinem Gemüt und hält mich gefangen im Gesetz der Sünde.“
Hier wird mit dem Gesetz nicht das Gesetz im Alten Testament gemeint, sondern eine „Gesetzmäßigkeit“. Paulus erlebt eine Gesetzmäßigkeit und Regelmäßigkeit in seinem Kampf gegen die Sünde. Auf der einen Seite will er mit seinem „Gemüt“, mit Sinn und Verstand die Sünde besiegen, auf der anderen Seite erlebt er in seinen „Gliedern“, seine menschliche Schwäche, die Unzulänglichkeit, die Sünde zu beherrschen. Er will, kann aber nicht. Und das mit ziemlicher Regelmäßigkeit. Paulus ist ein zerrissener Mensch.
Beachtenswert ist der Kontext dieser Aussage. Dieser Vers markiert das Ende von Kapitel 7, in welchem er mit aller menschlichen Gewalt und eigener Anstrengung versucht hat, die Sünde zu besiegen. Das folgende Kapitel 8 zeigt uns gleich die Lösung aus dieser Spannung.
Was dem Menschen alleine nicht möglich ist, schafft der Heilige Geist. Er befreit uns aus der Gesetzmäßigkeit des Sündigen müssens. Allein Gottes Geist bricht den Bann. Er macht uns frei von der Sünde und befähigt uns in einem neuen „Gesetz“ zu leben. Allein der Geist hat die Kraft uns aus dem Kraftfeld der Sünde zu entfernen.
Die Aufgabe des Christen besteht daher nicht darin die Sünden zu bekämpfen, sondern in der Abhängigkeit vom Geist Gottes zu bleiben. Es geht nicht darum, dass ich mein sündiges Verlangen überwinde und mit eigener Anstrengung den Versuchungen widerstehe, sondern mich ganz an den Heiligen Geist zu halten, der die Kraft hat, mich frei zu machen. Nicht Kampf sondern Abhängigkeit vom Geist ist die Aufgabe. Wir wechseln das Kraftfeld. Indem wir uns dem Kraftfeld des Heiligen Geistes aussetzen, verlassen wir das Kraftfeld der Sünde. Die Anziehungskraft des Heiligen Geistes überwindet die Anziehungskraft der Sünde. Je abhängiger wir vom Geist werden, umso siegreicher entfliehen wir der Sünde. Wir brauchen nicht mehr in der Zerrissenheit leben, die Paulus in Römer 7 beschreibt, sondern dürfen erleben, wieder frei zu werden und die Gegenwart des Heiligen Geistes zu genießen. Es ist ein Wechsel der Kräfte, ein Wechsel des Herrschaftsbereichs. Ein Wechsel von der Knechtschaft zur Kindschaft.
„Denn das Gesetz des Geistes der lebendig macht, hat mich frei gemacht vom Gesetz der Sünde.“