Das Drama der Gesetzlichkeit.

Do., 20.01.2022 • 18:01 | Stefan Kiene

„Er antwortete aber und sprach zu seinem Vater:
Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot noch nie übertreten, und du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich gewesen wäre.“

 

Lukas 15,29

Eigentlich gibt es zwei verlorene Söhne. Den jungen, wilden Sohn, der die Freiheit liebt und den Vater verlässt und den tugendhaften, gehorsamen, älteren Sohn, der zuhause bleibt und trotzdem die Beziehung zum Vater verliert.
 

Drei Merkmale beschreiben das pflichtbewusste Leben des Älteren:
Zuerst ist es ein Leben voller Mühe. Er gehorcht seinem Vater, hält die Gebote und hilft auf dem Feld. Sein Leben ist nur Dienst und Arbeit.

Dann ist dieses Leben geprägt von Moral. Er ist seinem Vater gehorsam, hält sich an die Gesetze und schlägt nie über die Strenge.

Das dritte Merkmal ist der Mangel. Dieser Sohn hat das Gefühl, dass er immer zu kurz kommt. Sein Leben ist geprägt von Verzicht.

Das Drama liegt darin, dass er vergisst, dass ihm als Erbe bereits alles gehört und dass er alle Freiheiten hat zu feiern und zu genießen. Er verliert den Blick für das Elend der verlorenen Menschen und versinkt in Selbstmitleid. Er versteht nicht, dass ein Leben nach den Geboten Gottes befreit. Zum Glück geht der Vater diesem Sohn hinterher und bittet ihn, wieder in die Gemeinschaft mit ihm und seinem Bruder zurückzukehren.

Viele Christen dienen dem Vater mit voller Hingabe und doch scheint ihr Leben nur bestimmt von Mühe, Moral und Mangel. Die Freude ist verlorengegangen und die Liebe zum Vater erkaltet. Aber Gott geht auch uns hinterher und richtet unseren Blick auf die Freiheit, die Freude und die Fülle, die wir in Jesus haben.