Auserwählung und Leiden.

Mi., 04.11.2020 • 10:42 | Stefan Kiene

„Geh nur hin, denn dieser (Paulus) ist mein auserwähltes Werkzeug,
dass er meinen Namen trage vor Heiden und Könige und vor das Volk Israel.
Ich will ihm zeigen, wieviel er leiden muss um meines Namens willen.“

Apostelgeschichte 9,15-16

Beim Thema Auserwählung bin ich lange zwei falschen Annahmen gefolgt. Ich dachte das Auserwählung immer etwas mit der Erwählung zum Heil zu tun hat und dass ein Auserwählter nie richtig leiden wird. Diese zwei Annahmen werden hier im Text korrigiert.

 

Wenn jemand auserwählt wird, dann ist es im ersten und vornehmsten Sinn immer eine Auserwählung für ein Amt, einen Dienst, eine Aufgabe. Es geht hier im Text gar nicht um die ewige Errettung, sondern dass Gott Paulus erwählt hat sein „Werkzeug“ zu sein. Paulus soll eine besondere Aufgabe erfüllen, nämlich den Namen Jesu unter den Menschen verbreiten.

 

Des Weiteren wird hier im Text deutlich, dass die Erwählung zu einem speziellen Dienst keine Garantie ist, dass alles reibungslos geht und keine Schmerzen und Schwierigkeiten auftreten können. Paulus wird erleben, dass er in seinem Dienst furchtbar leiden muss. Hier wird nicht nur die Möglichkeit von Leiden aufgezeigt, sondern die klare Vorhersage, dass Paulus leiden wird. In seiner Erwählung ist die Realität des Leidens eingeschlossen.

Das Maß an Leiden und Schwierigkeiten ist daher kein Gratmesser, ob ich auf richtigem Weg mit Gott bin. Es kann sein, dass man tatsächlich gesund und munter seinen Aufgaben nachgehen kann. Aber es besteht auch immer die Möglichkeit, dass Gott uns Leiden und Schwierigkeiten zumutet. Und manchmal sind sie sogar Teil von unserem Weg. Wer um Jesu Namen willen leidet, ist also nicht schwach im Glauben oder hat seine Berufung verpasst. Wer um Jesu Namen willen leidet, ist im Zentrum seiner Erwählung.

 

Dieser Text zeigt uns noch eine weitere Sache. Gott lässt Paulus nicht im Ungewissen über seine Zukunft. Paulus wird auf seinen Dienst vorbereitet. Er wird Mächtiges bewirken, Königen Jesus verkündigen, Heiden das Evangelium bringen, aber auch furchtbar leiden. So gibt es auch heute Nachfolger Christi, die zu Großem erwählt werden. Oft übersieht man aber die Schattenseite dieses Dienstes: Einsamkeit, Verfolgung und Leiden.

Jesus lässt uns nicht im Ungewissen, sondern sagt uns die Wahrheit: Auch Erwählte leiden.